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Zweiter Weckruf an Kometenlander: Aufwachen, "Philae"!

Raumsonde "Rosetta" versucht ab Sonntag, Kontakt zum Mini-Labor "Philae" aufzunehmen. Es ist bereits der zweite Weckruf, auf den ersten gab es keine Antwort.

Experten werden von Sonntagmorgen um 2 Uhr an auf eine Nachricht von Mini-Labor "Philae" warten, teilte das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) mit. Ab diesem Zeitpunkt startet Raumsonde "Rosetta" den zweiten Versuch, Kontakt zu "Philae" auf dem fernen Kometen 67P/Tschurjumov-Gerasimenko, kurz Tschuri, aufzunehmen.

Bei der ersten Versuchsreihe im März war der Lockruf ohne Reaktion des Mini-Labors verhallt. Auch beim zweiten Weckversuch wird "Rosetta" ein dauerhaftes Signal an "Philae" senden. Sollte der Lander schon wach sein, schaltet er alle 30 Minuten seinen Empfänger an und lauscht.

Noch sind die Erwartungen, dass das bereits in den nächsten Tagen geschehen wird, allerdings gedämpft: Wahrscheinlich wache "Philae" erst im Mai oder Juni auf, heißt es vom DLR. Man wolle das Aufwachen des Landeroboters aber auf keinen Fall verpassen. Die ersten Daten danach seien besonders spannend.

"Nach deren Auswertung wissen wir mehr über den Gesundheitszustand des Landers, über seine Temperatur und die Energie, die er über die Solarpanele aufnimmt", erklärt "Philae"-Projektleiter Stephan Ulamec vom DLR. Der Landeroboter braucht mindestens 5,5 Watt und eine Betriebstemperatur wärmer als minus 45 Grad Celsius.

Neue Flugbahn für "Rosetta"

Um ein Signal empfangen zu können, muss außerdem die Konstellation zwischen "Rosetta" und "Philae" günstig sein. Ende März hatte Tschuri so viel Staub aufgewirbelt, dass "Rosetta" auf einem dichten Überflug Probleme mit der Orientierung hatte. Der Orbiter ging über eine "Fluchtbahn" auf Distanz und näherte sich dann wieder auf 140 Kilometer an.

Nach dem Zwischenfall muss die Flugbahn von Rosetta neu geplant werden. Erst mit Festlegung der neuen Route können die Forscher abschätzen, wann sich wieder eine günstige Konstellation für eine Nachricht des Landeroboters ergibt.

Mission "Rosetta": Annährung an den Kometen "Philae" war im November nach zehnjähriger Reise auf dem Kometen gelandet. Allerdings kam die kühlschrankgroße Sonde erst nach zwei Hüpfern und der leichten Berührung eines Felsbrockens abseits des ursprünglich vorgesehenen Landeplatzes zum Stehen. Da sie dort zu wenig Sonnenenergie erhält, waren ihre Batterien bereits nach gut 50 Stunden wissenschaftlicher Arbeit erschöpft. Nun steuert Tschuri auf die Sonne zu, sodass "Philae" in den nächsten Monaten neue Energie erhalten könnte.

jme/dpa/AFP

Quelle Spiegel Online vom 11.04.2015