Behalten die Geologen recht, wäre es
eine Sensation. Bislang glaubten sie, dass in Bayern
zuletzt vor 20 Millionen Jahren Vulkane ausgebrochen
sind. Nun vermuten die Experten, dass es eine solche
Eruption in der Steinzeit vor 200 000 Jahren gab.
Neualbenreuth - Auf den ersten Blick
deutet in dem Nadelwald in der nördlichen Oberpfalz
nichts auf einen Vulkan hin. Dicht stehen die Bäume
aneinander, Entwässerungsgräben fließen in dem sumpfigen
Gebiet ab, von einem typischen Vulkantrichter keine
Spur. Und doch soll sich in dem Wald in Neualbenreuth
nahe der Grenze zu Tschechien vor 200 000 Jahren der
jüngste Vulkanausbruch Bayerns ereignet haben. Für
Geologen wäre dies eine Sensation.
"Bisher dachten wir, dass es die
letzte vulkanische Aktivität in Bayern vor etwa 20
Millionen Jahren gab. Jetzt haben wir deutliche
Indizien, dass es noch in der Steinzeit einen
Vulkanausbruch gegeben hat", sagt am Donnerstag der
Leiter des Geologischen Dienstes am Landesamt für Umwelt
(LfU), Roland Eichhorn.
Er steht neben dem sechs Meter hohen
Bohrturm, der Kunststoffrohre bis zu 100 Meter tief in
die Erde treibt. Die ans Licht geförderten Ablagerungen
aus Gestein, Erdschichten und Pflanzen sollen Beweise
für die Theorie der Geologen bringen.
"Wie mit einer Zeitmaschine können
wir so in die Steinzeit zurückreisen", erklärt der
Geologe. Neben den Bestimmungen zum Vulkanausbruch
erhoffen sich die Experten Erkenntnisse über die Klima-
und Vegetationsgeschichte der Oberpfalz.
Bei routinemäßigen Untersuchungen in
dem Waldgebiet entdeckten die Geologen eine kreisrunde
Struktur mit einem Durchmesser von etwa 300 Metern.
"Etwa 1000 Grad heiße Lava traf auf kaltes Grundwasser,
löste so eine heftige Explosion aus und sprengte den
Boden weg", vermutet Eichhorn. Er vergleicht das
Phänomen mit einer Champagnerflasche, die heftig
geschüttelt wird, bis der Korken unter dem Druck
hinausgesprengt wird.
"Es hat gewaltig gerumst, und die
damaligen Jäger und Sammler in der Steinzeit müssen dies
mitbekommen haben", ist er überzeugt. Funde von
Faustkeilen belegen, dass Steinzeitmenschen durch das
Gebiet gestreift waren. Im Laufe der Zeit wurde der
trichterförmige Krater durch Ablagerungen aufgefüllt.
Daher ist von dem Krater heute für Laien eigentlich
nichts mehr zu sehen. |

Glänzende Augen hat an diesem Morgen
der Bürgermeister von Neualbenreuth, Klaus Meyer (CSU).
Es gebe bereits ehemalige Vulkane in diesem geologisch
ohnehin interessanten Gebiet sowie Radon- und
kohlensäurehaltiges Wasser. "Wenn aber wirklich hier der
jüngste Vulkanausbruch Bayerns war, dann ist das eine
Sensation", betont Meyer. Das Gebiet soll touristisch
erschlossen werden. Er erwartet einen Schub für den
Fremdenverkehr.
Seit einigen Jahren führen bereits
Geopark-Rancher Touristen und Experten durch das
vulkanreiche Gebiet im bayerisch-böhmischen Grenzgebiet.
"Wir erzählen den Menschen mit Hilfe von Sagen und
historischen Fakten die Geschichte der Region", sagt
Sonja Schmid. Mit der Nachricht des jüngsten
Vulkanausbruchs könnte sie eine Geschichte mehr
anbieten.
Etwa zwei Wochen sollen die Bohrungen
andauern. "Dann wissen wir zuverlässig, ob hier ein
Vulkan vor 200 000 Jahren ausgebrochen ist", sagt der
Geologe Johann Rohrmüller vom LfU. Bei der Auswertung
der Gesteinsschichten und Pflanzen sollen Forscher
mehrerer Universitäten helfen. Die genauen Ergebnisse
werden aber wohl noch ein bis zwei Jahre dauern.
Quelle dpa vom 09.04.2015
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