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Ein Leben für die Riesforschung

 


Nachruf für unser Ehrenmitglied Prof. Dieter Stöffler:

Prof. Dieter Stöffler war eine außergewöhnliche Forscherpersönlichkeit mit herausragender Reputation im In- und Ausland. 1989 bekam er den höchsten deutschen Wissenschaftspreis, den Gottfried-Wilhelm-Leibniz-Preis, zuerkannt. Daneben war er u. a. Co-Investigator der NASA im Apollo-Programm, Berater der Meteoritical Society und Träger der Barringer-Medaille für herausragende Impakt-Forschung, er war im Vorsitz der ESA/NASA Beraterkommission, Mitglied der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina und – wichtig für unsere Heimat – Riesforscher mit Leib und Seele. Doch wie kam Dieter Stöffler zum Nördlinger Ries?

Es begann, als Dieter Stöffler 1963 den Auftrag bekam, am Mineralogisch-Petrographischen Institut in Tübingen ein Labor für experimentelle Hochdruckforschung aufzubauen. Zu diesem Zeitpunkt begleitete er Doktorarbeiten, unter anderem auch jene des späteren NASA-Geologen Friedrich Hörz. 1964 reisten die beiden ins Nördlinger Ries um dort Gesteinsproben zu sammeln. Nur ein halbes Jahr später entdeckte Dieter Stöffler das fundamentale, allgemeingültige Prinzip der „progressiven Stoßwellenmetamorphose“. Nachdem er das Hochdrucklabor fertig aufgebaut hatte, gab er die Leitung 1966/67 ab um sich intensiver mit dem Nördlinger Ries und damit mit den Phänomenen irdischer Impaktkrater zu widmen. Dieter Stöffler nahm dieses Wissen mit in die USA, wo er von Anfang an bei den gesteinskundlichen Untersuchungen der Apollo-Proben vom Mond involviert war. Ihm ist es damit zu verdanken, dass sich die NASA zunehmend für das Nördlinger Ries interessierte. 1970, dem Jahr seiner Habilitation, kamen schließlich die Astronauten des Apollo-14-Mondlandeunternehmens ins Ries. Die Astronauten absolvierten unter Anleitung von Prof. Wolf von Engelhardt, Dieter Stöffler und Friedrich Hörz ein geologisches „field training“. In unserer Heimat wurde Wissenschaftsgeschichte geschrieben und plötzlich stand der Impaktkrater im Mittelpunkt des öffentlichen Interesses. Auf einen Schlag war das Nördlinger Ries weltberühmt. Jetzt sprudelten auch die Mittel für die erste und bisher tiefste gekernte Forschungsbohrung inmitten des Rieses bei Löpsingen. Wieder war es Dieter Stöffler, inzwischen Professor am Institut für Mineralogie der Universität Münster, der anhand seiner Untersuchungen am gewonnenen Bohrkern wesentliche Erkenntnisse zur Mechanik der Kraterbildung entwickelte.

Etwa zur gleichen Zeit wurde 1974 der Verein Rieser Kulturtage e.V. gegründet. Durch seine Aktivitäten hat sich der Verein bayernweit und darüber hinaus in kurzer Zeit einen hervorragenden Namen gemacht. Und wieder war es Dieter Stöffler, der seine Aufgabe erkannte, wissenschaftliche Erkenntnisse allgemeinverständlich darzustellen. Ihm war es Verpflichtung, alle erbrachten Ergebnisse der Öffentlichkeit mitzuteilen, sie transparent zu machen und ihre gesellschaftliche Relevanz darzustellen. Diese Verpflichtung wird selbst heute noch von vielen Wissenschaftlern nicht als selbstverständlich empfunden. Dieter Stöffler war sich seiner Rolle der Gesellschaft gegenüber immer bewusst. Bei den im Rahmen der Rieser Kulturtagen gehaltenen Vorträgen war er Garant für volle Säle. Als 1983 erstmals der Rieser Kulturpreis an die Forscher Richard Dehm, Eugene Shoemaker und Edward Chao verliehen wurde, war das öffentliche erneut riesig. Die Gunst der Stunde nutzend gelang es Dieter Stöffler mit seinen Verbündeten Wulf-Dietrich Kavasch, Paul Kling und Anton Jaumann sowie den damals anwesenden nationalen und internationalen Geowissenschaftlern, die Stadtverwaltung von Nördlingen davon zu überzeugen, dass das Ries infolge seiner besonderen Entstehungsgeschichte zu einer touristischen Attraktion von Weltrang geworden ist. Die Stadt Nördlingen, der Landkreis Donau-Ries und das Land Bayern haben hier frühzeitig ihre besondere Rolle im Rahmen der Erforschung des Rieses erkannt. Damit war der zukünftige Weg geebnet. 1985 konnte die sowohl wissenschaftlich als auch kulturell besonders erfolgreiche Kooperation zwischen Dieter Stöffler und der Stadt Nördlingen zum Aufbau eines zukünftigen RiesKraterMuseums beginnen. Es bedurfte weiterer fünf Jahre der Vorbereitung und Planung, zahlreicher Kratersymposien und Werkstattgespräche in Stuttgart und Nördlingen sowie der Geld- und Exponatbeschaffung, bis das RiesKraterMuseum Nördlingen am 6. Mai 1990 seine Pforten öffnen konnte. Es war Dieter Stöffler, inzwischen Inhaber des Lehrstuhls für Kosmische Mineralogie an der Universität Münster, der mit unglaublicher Energie die Planungen vorantrieb, kurze prägnante, wissenschaftlich einwandfreie Texte erstellt und redigiert hat sowie zahlreiche Exponate beschafft hat. Dank seiner hervorragenden internationalen Beziehungen gelang es ihm auch, die außergewöhnlich große Mondprobe zu beschaffen, welche wir noch heute im RiesKraterMuseum bestaunen können. Am 29. Oktober 1987, also über 2 Jahre vor der eigentlichen Eröffnung, kam die positive Mitteilung der NASA an Dieter Stöffler und es konnte die vielleicht bedeutendste Attraktion „original Mondgestein“ vorab angekündigt werden.

Eingang zum Hotel Sonne, als die NASA-Astronauten Alan B. Shepard, Joe H. Engle, Edgar D. Mitchell, Eugene A. Cernan und die Geologen Prof. von Engelhard und Dr. Dieter Stöffler sowie Julius Kavasch Nördlingen und das Nördlinger Ries im Sommer 1970 besuchten. Foto: Dr. W.-D. Kavasch

Dieter Stöffler, Alt-OB Paul Kling & Helmut Vidal (ehemaliger Leiter des Bayerischen Geologischen Landesamtes) bei der Eröffnung des RiesKraterMuseums am Sonntag den 6. Mai 1990 in Nördlingen. Die drei waren im Gespräch nach den Festvorträgen in der Vierfachhalle im Rieser Sportpark. Foto: Dr. Oliver Sachs

In Anerkennung dieser außerordentlichen Leistungen wurde Dieter Stöffler am 27.10.1991 der Ehrenbrief der Stadt Nördlingen verliehen. Der damalige OB Paul Kling betonte, dass „ohne Dieter Stöffler der Aufbau eines Museums von internationalem Rang nicht möglich gewesen wäre“. Auch erwähnte er, dass dies alles unentgeltlich geschehen ist. In Anerkennung seiner Dienste wurde im selben Jahr der neu entdeckte Asteroid „Stöffler“ nach ihm benannt. Für den Menschen Dieter Stöffler war es auch selbstverständlich, dass er Gründungsmitglied unseres, im Mai 1990 gegründeten Fördervereins „Freunde des RiesKraterMuseums e.V.“ wurde.

So viel ehrenamtliches Engagement für unser Nördlinger Ries. Es verwundert daher nicht, dass Dieter Stöffler 2003 für sein herausragendes Wirken zur Erforschung unserer Heimat der „Rieser Kulturpreis“ zuerkannt wurde. Das war ein Jahr vor seiner Emeritierung im September 2004. Und es war noch nicht vorbei! Im selben Jahr war er Mitglied im ersten Geopark Expertenteam für den Bereich Geologie um die Voraussetzungen für die Bewerbung des Rieses für den begehrten Titel „Nationaler GeoPark Ries“ zu schaffen. Mit seinem 2006 erstellten Konzept „Gedanken zur Entwicklung eines Generalplans für den GeoPark Ries“ entwarf er grundlegende und zukunftsweisende Konzepte. Heute – fast 20 Jahre später – sind wir UNESCO Global Geopark Ries geworden und die ESA-Astronauten trainieren noch immer regelmäßig im Nördlinger Ries. Was für eine Erfolgsgeschichte!

So viel ehrenamtliches Engagement für unser Nördlinger Ries. Es verwundert daher nicht, dass Dieter Stöffler 2003 für sein herausragendes Wirken zur Erforschung unserer Heimat der „Rieser Kulturpreis“ zuerkannt wurde. Das war ein Jahr vor seiner Emeritierung im September 2004. Und es war noch nicht vorbei! Im selben Jahr war er Mitglied im ersten Geopark Expertenteam für den Bereich Geologie um die Voraussetzungen für die Bewerbung des Rieses für den begehrten Titel „Nationaler GeoPark Ries“ zu schaffen. Mit seinem 2006 erstellten Konzept „Gedanken zur Entwicklung eines Generalplans für den GeoPark Ries“ entwarf er grundlegende und zukunftsweisende Konzepte. Heute – fast 20 Jahre später – sind wir UNESCO Global Geopark Ries geworden und die ESA-Astronauten trainieren noch immer regelmäßig im Nördlinger Ries. Was für eine Erfolgsgeschichte!

Wie hat es Dr. W.-D. Kavasch einst so treffend für Dieter Stöffler formuliert: „Dass sich bei Dir eine alte Rieser Lebensweisheit verwirklichen möge, die besagt, dass derjenige, der einmal den zähen Rieser Lehm, vielleicht auch die Bunte Breccie, an den Stiefeln hatte, diese nie wieder los wird und immer wieder ins Ries zurückkehren muss, weil dort seine wahre Heimat liegt.“ Ein wahres Wort. Es war eine unglaublich spannende Zeit. Ruhe in Frieden, lieber Dieter Stöffler

Aus eigenen Erinnerungen und dem Nachlass von Dr. W.-D. Kavasch erstellt.

Dr. Oliver Sachs,
 

1. Vorsitzender des Vereins Freunde des RiesKraterMuseums e.V.

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